• Von Kreiselmähwerken und Klauenpflegeböcken

    Kleinanzeigen auf dem Land unterscheiden sich von denen in der Stadt. In den hiesigen Anzeigenblättern gibt es nicht nur die Unterpunkte „Bekanntschaften“, „Immobilien“ oder „Kfz“, sondern auch die Rubrik „Landwirtschaft“.

    Da werden solche Sachen wie Kreiselmähwerke verkauft oder Pflegeräder gesucht, und natürlich sind jede Menge Heurund- und Siloballen im Angebot. Nicht, dass ich diese Dinge bräuchte, ich lese nur gern über sie. Man kann schließlich nie wissen, ob man in einem Gespräch nicht mal mit eingestreuten Sätzen wie „Kreiselmähwerke unter 1,35 Meter sind doch nichts Halbes und nichts Ganzes“ glänzen kann.

    Viele dieser Begriffe rufen bei mir deshalb mittlerweile nur noch ein müdes Lächeln hervor, so oft habe ich sie schon gelesen. Doch heute, beim Frühstück, musste ich stutzen. In einer winzigen Anzeige, zwischen all den Mähwerken und Rundballen drumherum kaum zu sehen, entdeckte ich etwas Neues: Suche Klauenpflegebock für Schafe.

    Auf mein darauffolgendes schallendes Gelächter reagierten meine Mitfrühstücker mit schweigender Irritation.

    „Was hast du?“, unterbrach mein Mann die Stille (auf die nachfolgende Frage „Können wir dir irgendwie helfen?“ hätte ich allerdings gerne verzichtet …).

    „Hihi, da sucht einer … hihi … einen Schafsbock, der seinen Mitschafen die Klauen pflegt, hihi“, lautete meine Antwort, bei der ich – ich gebe es nur ungern zu – einige Bröckchen Brötchen um mich prustete. „Ob der ihnen wohl die Klauen abkaut?“

    Die Mienen meiner Mitfrühstücker wurden undurchdringlich. Einzig der Hund näherte sich mir erwartungsfroh – vermutlich in der Hoffnung, ein paar der herumfliegenden Brötchenbrocken aufzufangen.

    „Geht es dir gut?“, fragte mein Mann, streckte seine Hand aus und wollte mir vorsorglich die Stirn befühlen.

    „Naja, einen Klauenpflegebock braucht ja wohl ein jeder, oder?“, sagte ich, noch immer heftig in mich hineinkichernd.

    Das Ende vom Lied: Ich habe mir im Internet Fotos von Klauenpflegeböcken angeschaut. Jetzt kann ich mitreden, wenn von solchen Instrumenten die Rede ist. Und wehe, mir sagt noch mal einer, das Lesen von Kleinanzeigen sei Zeitverschwendung …

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