Nicht nur, dass mir innerhalb der ersten 30 Sekunden am Hauptbahnhof vermutlich die 100-fache Zahl von Menschen über den Weg gelaufen ist, wie in meinem Wohnort am ganzen Tag, auch die Straßen sind in Berlin unwesentlich (ähem) breiter, der Verkehr dichter, und überhaupt ist alles vieltausendmal größer, spannender und bunter.
Trotzdem – es gibt Gemeinsamkeiten. So wird auch in Berlin Roggen angebaut. Sogar mitten in der Stadt, nämlich im ehemaligen Todesstreifen an der Bernauer Straße. Dort sind kleine Äcker mit Bändern abgesperrt. Schilder weisen darauf hin, diese Abgrenzung bitte nicht zu übertreten, um die zarte Roggensaat nicht zu zertrampeln.
Allerdings frage ich mich, was zur Erntezeit passiert. Rücken dann, wie auf dem Land, die großen Erntemaschinen an, oder werden – wie in früheren Zeiten – die Sensen geschwungen und die Roggenkörner per Dreschflegel aus den Ähren geprügelt? Vermutlich Letzteres, denn besonders groß sind die Roggenfelder in Berlin schließlich nicht. Ein herkömmlicher Mähdrescher, wie er auf dem Land zur Erntezeit jeden Tag im Einsatz ist, hätte dort vermutlich bereits Probleme beim Wenden. Und das, obwohl im ehemaligen Todesstreifen an der Bernauer Straße noch jede Menge Platz ist. Verglichen mit anderen Ecken Berlins jedenfalls.
Auch olfaktorisch kann Berlin mit dem platten Land mithalten. Was dem Landbewohner sein Güllegestank, ist dem Stadtbewohner der Duft nach Urin und Exkrementen, der ihm an vielen Straßenecken entgegenweht. Ab und an sogar in Gebäuden. Manchmal überkommt einen glatt das Gefühl, die Berliner Kanalisation sei streckenweise überfordert. Möglicherweise ist das auch so. Nun denn. Mich erinnerte das Ganze jedenfalls an zuhause.
Und da bin ich jetzt auch wieder. Nach dem Abenteuer Stadt froh, wieder dort zu sein, wo ich nichts verpasse, wenn ich abends zu müde zum Weggehen bin. Froh auch, die Betonschluchten wieder mit den Felsen an der Weser getauscht zu haben.
Aber schön war’s doch. Besonders gefallen hat mir, dass einem an jeder Straßenecke, an jeder Kreuzung eine Vielzahl verschiedener Nationalitäten und Sprachen begegnet. Diesen Blick über den Gartenzaun (um eine ländliche Metapher zu benutzen) vermisse ich schon jetzt.