Kaum jedenfalls hatten wir unser Lorbeerbäumchen nach der diesmal verdammt langen Winterquarantäne wieder nach draußen gebracht – wusch -, zwei Tage später hatte eine Amsel um das Stämmchen, das nicht viel dicker als ein Besenstiel ist, ihr Nest gebaut. Zugegeben: Es ist ein sehr schönes Nest. Es ist geräumig, perfekt gebaut und besitzt mit dem Stamm sogar so etwas wie einen Stützpfosten, an den sich Mutter Amsel beim Brüten anlehnen kann. Das Blätterdach ist so dicht, dass es den Regen abhält, und die Lorbeerblätter verbreiten einen würzigen Geruch. Ich kann gut verstehen, dass der Lorbeer einen gewissen Reiz auf die Amsel ausgeübt haben muss.
Nur leider steht dieses Bäumchen dort, wo auch wir normalerweise sitzen, und es ist maximal 1,80 m hoch – also gefährlich niedrig, wenn man als Amsel an solche Tiere wie Katzen oder Waschbären denkt. Aber vielleicht hat die Amsel gar nicht an diese Räuber gedacht? Wer weiß, vielleicht ist sie als Jungvogel aus dem Nest ihrer Eltern gefallen und setzt nun alles daran, ihre Kleinen vor einem allzu tiefen Fall zu schützen? Oder aber sie fühlt sich unglaublich klug, weil die hiesigen Raubvögel nicht so tief und nicht in Menschengärten fliegen.
Doch leider hat sie die Rechnung ohne uns gemacht. Natürlich lassen wir die Amsel in Frieden, natürlich darf sie gerne im Lorbeer nisten, aber sie wird sich sicher gestört fühlen, wenn wir den Garten betreten. Nur lässt sich das nicht vermeiden, genauso wenig wie die Tatsache, dass starke Windstöße das Bäumchen im Topf zu Fall bringen können.
Ich bin jedenfalls gespannt, wie das mit der Amsel und ihrem Nest weitergeht. Wahrscheinlich werden wir den Lorbeer ein wenig beiseite stellen und anbinden, damit er nicht umfallen kann. Und dann lassen wir den Hund patrouillieren, damit weder Katzen noch Waschbären sich am Nest zu schaffen machen. Nur: Ob das der Amsel gefällt? Wir werden sehen …
Nachtrag: Die Amsel brütet. Und anscheinend ist die Höhenlage des Nests für Amseln normal. Viel Glück, kleine Amsel!