Gestern schrieb ich darüber, dass die meisten Menschen ihren eigenen Schreibstil haben. Aber nicht nur das: Die meisten haben auch Lieblingswörter. Das sind Wörter, die sich immer wieder in den Text mogeln, obwohl man dachte, die meisten von ihnen gelöscht oder durch andere Wörter ersetzt zu haben.
Meine Vermutung: Diese Lieblingswörter sind – ähnlich wie bei der Geschichte vom Hasen und dem Igel – längst schon da. Auf dem leeren Blatt Papier und auf der leeren Bildschirmseite. Sie warten nur darauf, dass ihr Autor sie sichtbar macht.
Mir geht es jedenfalls mit dem kleinen Wörtchen „auch“ so. Das schummelt sich ungerührt in Sätze, die ohne „auch“ genauso einen Sinn ergeben wie mit. Es versteckt sich gerne zwischen längeren Wörtern und hofft, dass ich es bei der Überarbeitung des Textes übersehe und nicht sofort wieder rausschmeiße. Und manchmal verkleidet es sich. Es wird dann zum „Zudem“, zum „Ebenfalls“, zum „Gleichermaßen“ und manchmal zum „Außerdem“ oder „Des Weiteren“. Ich habe sogar schon erlebt, dass es sich an den Anfang eines Satzes begibt, um endlich einmal eine große Rolle zu spielen.
Dieses kleine Wort ist also sehr trickreich, wenn es darum geht, in meinen Texten unterzukommen. Damit meine Texte nicht irgendwann nur noch aus Auchs bestehen, überarbeite ich sie nicht nur einmal nach dem Schreiben, sondern lasse sie – wenn die Zeit es zulässt – über Nacht oder zumindest ein paar Stunden lang liegen. Dann erst lese ich sie erneut und streiche (neben anderem) die überflüssigen „Auchs“ oder ersetze sie durch aussagekräftigere Wörter.
Trotzdem: Einen Text ganz ohne „auch“ entlasse ich nur selten in die Welt. Und das ist auch gut so. Denn was wäre ein Autor ohne Lieblingswörter? Auch nichts, oder?