Heute aber trage ich vor allem praktische Schuhe. Gummistiefel zum Beispiel. Denn mit Pumps und Nizzatrittchen ist man auf Feld- und Waldwegen verloren. Oder besser gesagt: Die High Heels sind verloren. Ebenfalls im wortwörtlichen Sinn.
Ich habe mich daran gewöhnt. Ich habe mich sogar daran gewöhnt, aus monetären und ökologischen Gründen auf modische Gummistiefel zu verzichten. Denn aus leidvoller Erfahrung weiß ich mittlerweile: Schick hält nicht. Egal, wie teuer.
Aber gerade zur Winterzeit (die ja glücklicherweise vorbei zu sein scheint) sind bei kräftigen Minusgraden selbst meine gefütterten Gummistiefel nicht warm genug. Außerdem soll man ja der Fußgesundheit wegen auch mal andere Schuhe tragen. Selbst wenn man sich in Sachen Fußfitness sonst mit Fußgymnastik behilft.
Deshalb – und weil ich so ein Frostköttel bin – habe ich vor drei Jahren nach dem optimalen Paar Schuhe für den Hundespaziergang im Winter auf dem Land gesucht. Auf Anraten einer anderen Hundebesitzerin hatte ich mir zunächst ein Paar Canadian Boots gekauft. „Darin kriegst du nie kalte Füße.“ Stimmte. Kalte Füße bekam ich nicht. Aber die Stiefel wogen gefühlte fünf Kilo und bestanden aus zwei Schichten: einer Innenschicht, die ich zuerst über den Fuß stülpen musste, und der Außenschicht, die sich danach um die Innenschicht schmiegte. Klingt umständlich? War umständlich.
Andere Schuhe hingegen hielten trotz Imprägnierung nach kurzer Zeit entweder nicht dicht oder aber zu dicht. Egal. In beiden Fällen konnten meine Füße in den Schuhen ihr Schwimmabzeichen machen.
Als ich schon fast alle Hoffnung fahren lassen hatte, endlich das passende Paar Schuhe für Winter, Hund und Land zu finden, ging ich ein letztes Wagnis ein. Statt mir im Schuhgeschäft die Schuhe zuerst anzusehen, mich dann in ein Paar zu verlieben und anschließend festzustellen, dass auch die nicht der Bringer sind, suchte ich sofort nach Betreten des Ladens nach einer Verkäuferin. Mit Verzweiflung im Blick und flehender Stimme sprach ich die erstbeste an.
„Können Sie mir ein warmes Paar Schuhe, Größe 38, empfehlen, das wasserdicht ist, Schweiß aber nach außen abgibt, ein anständiges Profil hat, robust und bequem ist und auch längere Spaziergänge mit Hund mitmacht? Schön müssen die Schuhe nicht sein. Hauptsache, alles andere stimmt.“
Ich befürchtete schon, ich hätte die Dame überfordert mit meinem Wunsch nach dem eierlegenden Wollmilchschuh. Denn die sah mich nicht mehr an, sondern drehte sich um und blickte erst nach links, dann nach rechts.
„Ida, führen wir noch Hundeschuhe? Größe 38?“, brüllte sie dann einer Kollegin zu, statt mir eine Antwort zu geben. Ich gestehe: Ein wenig unhöflich fand ich das schon. Laut auch. Doch in diesem Moment eilte die andere Verkäuferin bereits mit einem Paar Halbstiefel herbei und drückte es mir in die Hände.
„Viel zu leicht, um warm zu sein“, sagte ich.
Die erste Verkäuferin lachte. „Das sagen sie alle. Doch unsere Hundeschuhe haben noch jeden überzeugt. Sie sind superwarm, superleicht und mit ein wenig Pflege auf Dauer auch wasserdicht. Wenn ich Ihnen zu viel versprochen haben sollte, bringen Sie sie einfach zurück.“ Ein Angebot, das ich nicht ausschlagen konnte.
Besagte Hundeschuhe habe ich jetzt den dritten Winter getragen. Die Dame im Schuhgeschäft hatte tatsächlich mit allem recht. Dabei handelt es sich noch nicht mal um Schuhe einer bekannteren Marke. Und besonders teuer waren sie auch nicht.
Fazit: Das nächste Mal, wenn ich wieder Winterstiefel brauche, frage ich gleich nach Hundeschuhen.
Liebe Simone,
wenn ich jetzt noch erfahren hätte, um welche sagenhaft wunderbaren „Hundestiefel“ es sich handelt, hätte ich mich sofort aufgemacht, um sie mir zu besorgen.
Liebe Susanne, da musste ich selbst erstmal nachsehen (ich will hier doch eigentlich keine Werbung machen …). Es handelt sich um ImacTex-Schuhe. Habe sie leider nur als Herrenschuhe gefunden.