Wir jedenfalls haben auch einen Gargoyle, einen Garten-Gargoyle. Er sitzt im Gras, wächst allmählich zu und setzt Patina an. Wasser speit er nicht, aber ich hoffe, dass er unseren Garten von Dämonen aller Art befreit, so wie seine Brüder an den Kirchenfassaden die Gotteshäuser vor bösen Einflüssen schützen sollten. Wäre ja auch schlimm, stünde man beim Unkrautjäten oder Rasenmähen plötzlich einem Dämon mit schwarzen Augen, langen Krallen und ungesunder Hautfarbe gegenüber, der einem das mit Mühe ausgerissene Schöllkraut in den Mund stopfen oder lieber Haare statt Gras mähen will. Bislang jedenfalls hat unser Gargoyle uns zuverlässig vor Attacken dieser Art bewahrt (toi, toi, toi).
Übrigens sind wir nicht die Einzigen, deren Garten beschützt wird. Allerdings wohnen in anderen Gärten seltener Gargoyles, dafür umso häufiger andere Gestalten. Besonders beliebt sind nach wie vor Zwerge. Die bezipfelten Wichte gucken weniger grimmig aus der Wäsche als Gargoyles, sind aber sicher auch weniger erfolgreich in der Dämonenabwehr. Ich vermute, sie werden eher zur Koboldbekämpfung eingesetzt (jeden Tag ein Schälchen Milch im Garten abzustellen, kann lästig werden).
Dann hätten wir noch die griechischen Göttern nachempfundenen Statuen, gerne mit Füllhorn, umgedrehtem Helm oder anderem, was als Vogeltränke herhalten kann. Die von Göttern bewohnten Gärten sind wahrscheinlich gut gegen Harpyien und Minotauren geschützt (ich habe noch keine dort gesehen). Herkömmliche Kühe hingegen lassen sich durch sie weniger beeindrucken, wie ich bereits erfahren durfte.
Andere Gartenbesitzer schwören auf Raubkatzen-, Katzen- oder Hundefiguren. Ich bin mir noch nicht ganz im Klaren, wogegen die nun wieder schützen sollen (die Gartenbesitzer vielleicht auch nicht).
Die interessanteste Figur jedoch habe ich erst letztens gesehen: einen kleinkindgroßen Maulwurf mit Bergmannshelm und Spaten. Mein sechster Sinn hat mir übrigens gleich gesagt, warum er steht, wo er steht: Der Gartenbesitzer fürchtet sich vor Bergleuten.