Jetzt zeigen sich die Hinterlassenschaften des Flusses: Treibgut und Wesermodder, soweit das Auge reicht. Die Weiden sind mit einer Schicht abtrocknenden Schlamms überzogen, die das vormals sattgrüne Gras grau färbt. Jede Menge Treibholz und Müll ist an Hindernissen hängen geblieben, die nicht schnell genug aus dem Weg geräumt wurden. Und in der Luft hängt ein ganz besonderer Duft: der von brackigem Schlick. Es riecht fast ein bisschen wie am Meer.
Einige im Wasser lebende Tiere, die sich sonst eher im Verborgenen halten, hat es an Land gespült. Auf der kleinen Steinpromenade entlang des toten Weserarms schlängeln sich zahlreiche Egel, die versuchen, so rasch wie möglich wieder in ihr „Wohnzimmer“ zurückzukehren. Sie sehen schon ziemlich ekelig aus, diese Egel. Schwarzbraune Würmer mit einem breiteren und einem schmaleren Ende, deren Körper aus zahlreichen Ringen besteht.
Bei den hier vorkommenden Egeln handelt es sich – soweit ich das beurteilen kann – jedoch nicht um die als „Blutsauger“ bekannten medizinischen Blutegel. Nein, es scheinen die sogenannten Pferdeegel zu sein, die sich vorwiegend von kleinen Wassertieren ernähren.
Puh! Noch mal Glück gehabt. Nicht auszudenken, wenn man seinen Fuß ins Weserwasser hielte und – schwupps! – sofort einer dieser Egel am großen Zeh kleben würde. Eine natürliche Blutegeltherapie – ja vielen Dank auch. Ich glaube, dann würde keiner von uns jemals wieder auch nur mit den Füßen im Wasser patschen.
Aber es sind ja nur Pferdeegel, und die tun nix, wenn man den Wissenschaftlern glauben darf. Und für ihr Aussehen können sie schließlich nichts, die armen Viecher. Ich werde deshalb gleich mal ein paar retten gehen. Jawollja!