• Königinnen-Inflation

    Beatrix dankt ab – und das ausgerechnet am 30. April, dem Koninginnedag. Aber was soll’s, auf dem Land werden dafür alle naselang neue Königinnen gekrönt. Fast jeder Ort hat eine. Dörfer, die keine haben, geraten massiv unter Zugzwang, sich auch eine Wein-, Blüten- oder Gemüsekönigin anzuschaffen. Oder verweisen schamhaft auf ihre Schützenkönigin.

    Leicht könnte man meinen, so eine Königin solle einen Hauch von Eleganz in den Ort holen, ihm zwischen Schweinestall und Silagemieten etwas Ambiente verleihen. Oder aber die Dörfler lebten ihren lang verdrängten Hang zum Hochadel endlich wieder offen aus. Doch weder noch. Die Königin soll nur eins: Besucher hinter die sieben Berge locken. Dafür muss sie auf Messen lächeln, auf Wein-, Blüten- oder Gemüsefesten repräsentieren, Autogrammkarten unterschreiben und allen erzählen, wie schön es in ihrer Heimat ist.

    Leider drängeln sich auf diesen Messen und Festen inzwischen fast mehr Königinnen als Besucher. Die PR-Idee ist also schon etwas abgegriffen. Eine Königin hier, eine da lockt niemanden mehr hinterm Ofen hervor. Da müssen schon andere Kaliber her. Wie wäre es also mal mit anderen Titeln als dem der Königin?

    An Flüssen könnte man z. B. die Aal-Amazone, abgekürzt Aa, wählen, im Bergland Jodelmeisterinnen gegeneinander antreten lassen, typische Bauerndörfer wären sicher gut durch einen Supermister vertreten (womit nicht das Pendant zur englischen Mistress gemeint ist), und besonders winzige Orte könnten den Kleinbürger ernennen. Auch in der Mythologie könnte man sich bedienen und eine Wahl zum Dorfzentauren oder Zyklop von XY stattfinden lassen.

    Sicher, die Kostüme wären etwas aufwendiger, und das Repräsentieren wäre mühsamer, doch einen Versuch wäre es sicher wert. In jedem Fall klingen diese Bezeichnungen schöner als XY-Königin. Aber vermutlich sage ich das nur, weil ich neidisch auf all diese Königinnen bin. Ich tauge nämlich höchstens noch zur bösen Königin. Aber darin bin ich gut, höhö.

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