Jedes Mal die gleiche Reaktion: Mir läuft ein Schauer den Rücken hinab, die feinen Härchen im Nacken stellen sich auf und ich schüttele mich innerlich. Nein, nicht beim Anblick von Spinnen (an die habe ich mich mittlerweile gewöhnt, was das Leben auf dem Land eindeutig vereinfacht. Auf die Gefahr hin zu protzen: Ich schaffe es sogar, sie im Glas nach draußen zu bringen). Auch nicht beim Geruch frisch begüllter Felder, sondern beim Lesen bestimmter Wörter. Klingt merkwürdig? Hm, ja vielleicht. Ich meine, vielleicht bin ich komisch. Doch manche Wörter mag ich nicht. Und ein paar überhaupt nicht.
Mein Lieblingshasswort im Moment ist Content (hey, das reimt sich sogar!). Ich verstehe nicht, warum viele Menschen heutzutage dieses Wort verwenden, wenn sie Inhalt meinen. Klingt es in ihren Ohren cooler, schöner, moderner? Für mich jedenfalls klingt es nach einem ziemlich großen stapelbaren Behälter. Okay, in einen solchen Container passt tatsächlich viel Content. Dafür sind Container gemacht. Möglicherweise klingt es deshalb für mich nach Masse statt Klasse. Sogar wenn man das Wort „unique“ – einzigartig – davor setzt. Ich bevorzuge deshalb das Wort Inhalt, das ebenfalls zwei Silben und sogar einen Buchstaben weniger hat. Gerne lasse ich mich deshalb altmodisch nennen.
Doch vielleicht sollte ich weniger streng sein. Schließlich hat „content“ im Englischen ja noch eine zweite Bedeutung: zufrieden. Und das wiederum ist ein schönes Wort. Am besten, ich ändere die Betonung beim Lesen. Statt auf der ersten, betone ich das Wort Content künftig auf der zweiten Silbe. Ja, ich glaube, das mache ich. Sollte dann jemand zu mir sagen: „Können Sie uns bitte Content zum Thema XY liefern?“, werde ich liebreizend lächeln und mich über die Vorschusslorbeeren freuen.