• Ein eiskalter Ort

    Ein Kalthaus? Was ist das?

    Ein Kalthaus? Was ist das?

    Weiß jemand, was ein Kalthaus ist? Nein? Ich wusste es auch nicht, als ich hierher zog. Ich sah nur das Wort „Kalthaus“ an der schmucklosen Hauswand und wunderte mich. War das ein Haus, das einer Familie namens „Kalt“ gehörte? Wurden in diesem Haus bei warmem Wetter womöglich die Toten aufgebahrt? War es der kälteste Ort im Dorf, oder warum trug dieses Haus die Vorsilbe „kalt“?

    Glücklicherweise klärten mich meine damaligen Vermieter rasch auf, sodass ich mir nicht weiter den Kopf zerbrechen musste.

    „Ein Kalthaus ist ein Raum mit vielen Tiefkühlfächern. Die kann man mieten, um dort Nahrungsmittel einzufrieren und aufzubewahren.“

    Und tatsächlich: Die Leute im Ort nutzten das Kalthaus, um ihre Rinder-, Schweine- und Lammhälften und ihre Tonnen an selbst gezogenem Gemüse einzufrieren. Gleichzeitig diente es zu Öffnungszeiten als Treffpunkt für die Dorfbewohner.

    Öffnungszeiten? Ja, denn fürs Kalthaus hatten nur einige Personen einen Schlüssel. Vielleicht aus Angst, die Nutzer könnten sich an fremden Fächern vergreifen. Vielleicht auch, damit die Kälte außerhalb der Öffnungszeiten im Kalthaus blieb. Wer nicht zur Öffnungszeit da war, hatte Pech. Er musste auf seine Rinder- oder Schweinehälfte für dieses Mal verzichten. (Naja, so ganz stimmt das natürlich nicht: Wer beim Schlüsselmeister klingelte und nett um individuellen Eintritt bat, konnte seine Schweinehälfte doch noch schultern.)

    Mittlerweile gibt es das Kalthaus in der damaligen Form nicht mehr. Es wurde umgebaut. Zu einer Garage. Warum? Vermutlich, weil es vielen zu unbequem wurde, die Nahrungsmittel außer Haus zu lagern. Wahrscheinlich, weil die starren Öffnungszeiten ein Problem darstellten. Vielleicht auch, weil die Energiekosten für den Betrieb des Kalthauses zu stark anstiegen.

    Jetzt parkt im Kalthaus ein Auto. An seinen eigentlichen Zweck erinnert nur noch die dunkle Schrift auf hellem Grund. Doch auch die wird in absehbarer Zeit verbleichen. Oder sie wird übermalt. Dann war es das mit dem Kalthaus. Schade eigentlich.

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2 Responsesso far.

  1. Martina Walter sagt:

    Hallo Simone,
    sofort kommen Kindheitserinnerungen in mir hoch. Ich bin alt genug, um noch das Kalthaus im Dorf meiner Oma zu kennen. Die wohnte in Halvestorf, ein bißchen wie Pegestorf. Das war für uns immer eine spannende Sache, denn bei uns zuhause gab es nur eine langweilige Gefriertruhe.
    Liebe Grüße
    Martina

    • Hallo Martina,

      wie du unschwer erkennen kannst, kannte ich Kalthäuser vorher nicht. Man lernt nie aus. Wobei: Das mit den Kalthäusern gehört jetzt vermutlich schon wieder in die Kategorie „Unnützes Wissen“, wo die meisten doch geschlossen sind.

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