• Recherche: Verlässliche Quellen fürs Schreiben und wie sie zu finden sind

    Auch eine Art von Quelle - hoffentlich verlässlich.

    Auch eine Art von Quelle – hoffentlich verlässlich.

    Schreiben heißt auch recherchieren. Nicht nur für Sachbücher oder wissenschaftliche Artikel, sondern auch für belletristische Texte. Denn was wäre ein historischer Roman ohne geschichtliche Hintergründe, was ein Wissenschaftsthriller ohne Weitergabe von Wissen über das Thema, das der Text behandelt?

    Natürlich darf ein Autor in den beiden letztgenannten Fällen seine Fantasie spielen lassen und etwas dazu erfinden – Figuren, Schauplätze, Handlungen –, das macht eine fiktive Geschichte schließlich aus. Doch telefoniert beispielsweise in einer Geschichte jemand bereits vor der Erfindung des Telefons, handelt es sich im besten Fall um Steampunk oder eine abgedrehte Story, im schlechtesten Fall um einen historischen Roman mit Recherchefehlern, die die Glaubwürdigkeit der Geschichte erschüttern und Leser verärgern.

    Für Sachtexte ist eine saubere Recherche noch viel wichtiger. Schreibe ich, dass es in Deutschland 80 Millionen Menschen gibt, muss diese Tatsache belegt und nachprüfbar sein. Doch woher bekomme ich hieb- und stichfeste Informationen?

    Beim Beispiel „Einwohnerzahl Deutschlands“ ist das einfach. Die Internetpräsenz des Statistischen Bundesamts hilft schnell weiter. Dem Zensus 2011 zufolge hat Deutschland nämlich rd. 80,3 Millionen Einwohner. Hat? Naja, hatte. Denn die Zahlen werden immer für frühere Jahre erhoben. Die Zahl 80,3 Millionen stammt aus dem Jahr 2011, heute (2013) könnten es schon mehr oder auch weniger Menschen sein.

    Daher sollte man bei veränderlichen Informationen in Sachtexten stets auch die Jahreszahl angeben, z. B. in Klammern. Schön wäre natürlich auch eine Nennung der Quelle, damit Leser die Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit der Angaben einordnen können. Die Website eines C-Promis ist als Quelle nämlich weit weniger vertrauenswürdig als eben die des Statistischen Bundesamtes.

    Bei Zahlen, Angaben oder Informationen, die schwieriger zu ermitteln sind als die Einwohnerzahl Deutschlands oder die von mehreren Institutionen erhoben werden, ist es nicht so einfach, eine verlässliche Quelle zu finden. Oft hilft es, sich zunächst zu überlegen, wer wohl über die Informationen verfügen könnte, die man selbst benötigt. Gibt es da mehrere Quellen, muss man darüber nachdenken, welcher man selbst am ehesten vertrauen würde. Das sind in der Regel offizielle Stellen, renommierte Universitäten, wissenschaftliche Institute und andere Institutionen oder Menschen, von denen man Informationen aus erster Hand bekommt. Wer den Jahresumsatz eines Unternehmens benötigt, fragt natürlich beim jeweiligen Unternehmen nach, wer Infos über ein Land braucht, kann sich z. B. bei der jeweiligen Botschaft oder bei einer internationalen Organisation wie der UNO schlau machen.

    Sucht man nach Informationen, die sich weniger leicht greifen lassen, z. B. eine Antwort auf die Frage: „Wo sind die Leute in Deutschland am glücklichsten?“, kann man genau diese Frage erst einmal in eine Suchmaschine eingeben. Dann checkt man die Ergebnisse und wählt z. B. die Quelle aus, die zum Thema eine repräsentative Umfrage gestartet hat. Diese Quelle nennt man selbstverständlich auch im jeweiligen Text, da bei verschiedenen Umfragen/Erhebungsmethoden unterschiedliche Ergebnisse herauskommen können. Auf eine Information aus zweiter Hand, z. B. aus einem Blogbeitrag oder Zeitungsartikel, sollte man hingegen besser verzichten. Im schlimmsten Fall könnte falsch zitiert worden sein.

    Neben dem Internet ist das gute, alte Telefon nach wie vor ein wichtiges Rechercheinstrument. Zu manchen Themen muss man einfach einen Experten auf dem jeweiligen Gebiet befragen, den man in seinem Bericht oder Buch dann natürlich auch zitiert (es sei denn, er will es nicht).

    Und wie das immer so ist im Leben: Die ersten Recherchen fallen häufig schwer. Doch nach einer Weile bekommt man ein Gespür dafür, welche Quellen verlässlich sind und auf welche man sich besser nicht einlässt.

    Übrigens: Für den Fall, dass zwei verlässliche Quellen zum gleichen Thema zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen sind, darf man natürlich auch beide (und ihre Ergebnisse) nennen. Ob man die Informationen dann einordnet oder die Entscheidung den Lesern überlässt, welchen Informationen sie trauen wollen, muss man von Fall zu Fall entscheiden. Eine Einordnung ist häufig sinnvoll, um den Lesern eine gewisse Orientierung zu bieten – jedenfalls dann, wenn sie nicht zu subjektiv ausfällt.

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