• Schreiben Frauen anders als Männer und Männer anders als Frauen?

    Das Phantom: männlich oder weiblich?

    Das Phantom: männlich oder weiblich?

    Immer wieder hört und liest man, dass Frauen eine andere Art zu schreiben hätten als Männer. Nämlich emotionaler oder – negativ ausgedrückt – gefühlsduseliger –, ausschweifender, detailverliebter. Zudem erkenne man den weiblichen Schreibstil daran, dass er eher vermittelnd sei und Frauen seltener Klartext redeten als Männer.

    Dagegen würden sich Männer oft schwer damit tun, Gefühle rüberzubringen. Ihr Schreibstil sei im Allgemeinen eher knapp und nüchtern. Sie seien daher prädestiniert, Actionszenen zu schreiben, in denen sich eine Handlung an die nächste reiht.

    Doch ist das wirklich so? Können Frauen nicht anders, als langatmig über Gefühle zu schwadronieren? Schreiben Männer tatsächlich die bessere Action? Ich glaube nicht. Ich glaube auch nicht, dass man auf Anhieb erkennen kann, ob ein Text von einem Mann oder einer Frau verfasst wurde. Allerdings glaube ich sehr wohl, dass es Romane gibt, die sich eher an Männer bzw. an Frauen wenden. Denn die wenigsten Männer lesen nun mal gerne reine Liebesromane und die wenigsten Frauen Landsergeschichten (Ausnahmen bestätigen die Regel).

    Allerdings gibt es natürlich Romane, die sehr wohl eine Liebesgeschichte oder eine Kriegs- oder Gefangenenstory (oder beides) beinhalten, sich aber gleichwohl an Männer und Frauen richten. Bestes Beispiel dafür sind die Romane von Hans Fallada („Ein Mann will nach oben“, „Jeder stirbt für sich allein“).

    Wie auch immer: Ohne es durch empirische Studien oder linguistische Untersuchungen belegen zu können, behaupte ich, dass es die weibliche oder männliche Herangehensweise an einen Stoff und einen eindeutig weiblichen oder männlichen Schreibstil nicht gibt. Warum nicht? Ganz einfach: Es wird immer wieder Frauen und Männer geben, die sich eben nicht typisch weiblich oder typisch männlich (was genau ist das überhaupt?) verhalten und demnach auch nicht typisch weiblich oder männlich schreiben.

    Frauen können in Büchern genauso brutal morden wie Männer, Männer hingegen Liebesszenen genauso zärtlich beschreiben wie Frauen. Richtig ist aber (auch wenn’s Quatsch ist): Liebesromane verkaufen sich in aller Regel besser, wenn auf ihnen ein weiblicher Autorenname steht. Im Genre der Wissenschaftsthriller hingegen traut man Männern vermutlich mehr Fachwissen zu.

    Nicht verwunderlich, dass sich so mancher Mann, der Liebesromane schreibt, ein weibliches Pseudonym zulegt bzw. so manche Frau ein männliches, wenn sie in „typisch männlichen“ Genres wildert. Und bei manchen Autoren – nämlich denjenigen, die ihre Vornamen mit den Anfangsbuchstaben abkürzen – ist zunächst großes Rätselraten angesagt, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Ein solcher Fall war die vor vielen Jahren noch unbekannte J. K. Rowling.

    Vielleicht ist das ja sogar der Trend der Zukunft. Nur noch die Initialen des Vornamens anzugeben, damit der Schreibstil nicht gleich als „zu trocken und damit männlich“ oder „typisch weibliche Gefühlsduselei“ abgeurteilt wird?

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