Leseproben sind toll. Bei Büchern, die mich interessieren, werfe ich einen Blick hinein, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen. Das mache ich übrigens nicht nur im Internet, sondern auch im Buchladen. Ich lese die ersten zwei, drei Seiten und entscheide dann, ob ich das Buch kaufe oder nicht.
Was genau muss nun passieren, damit ich ein Buch kaufe? Warum lege ich manche Bücher sofort wieder weg, und warum würde ich andere am liebsten gar nicht mehr aus der Hand geben? Diese Frage stelle ich mir nicht nur als Leserin, sondern auch als Autorin. Wüsste ich die exakte Antwort, könnte ich damit vermutlich viel Geld verdienen, denn ich – ja, ich gebe es zu – habe einen ziemlich massentauglichen Lesegeschmack. Eins weiß ich aber ganz bestimmt: Es ist nicht nur ein einziger Faktor, sondern mehrere, die mich zum Weiterlesen bewegen.
Das Geheimnis: Der Anfang wirft Fragen auf, die ich beantwortet wissen will. Das muss nicht das große Familiengeheimnis sein oder der Mord, zu dem der Täter gesucht wird, es kann auch eine Figur sein, die auf ihre Weise spannend und interessant ist und über die ich mehr in Erfahrung bringen möchte. Oder ein ungewöhnlicher Schauplatz, eine ungewöhnliche Sichtweise, Sätze, die etwas versprechen.
Der Schreibstil: Der Beginn des Buches ist witzig, spannend, auf eine mich faszinierende Art und Weise poetisch, anrührend oder dramatisch. In jedem Fall sollte auf den ersten Seiten deutlich werden, was den Schreibstil des Autors ausmacht. Das muss (zumindest für mich) gar nichts Super-Duper-Besonderes sein – das Buch sollte sich „nur“ gut lesen lassen und der Schreibstil zu den vorgestellten Figuren passen. Ein Beispiel: Spielt ein Buch im Obdachlosenmilieu, sollten die Figuren nicht reden wie Hochschulprofessoren (es sei denn natürlich, es sind Hochschulprofessoren, die obdachlos geworden sind. Was ich übrigens total interessant fände).
Die Figuren: Abziehbilder wie den strahlenden Helden mit dem Waschbrettbauch, der Alabasterhaut und den Glutaugen sind langweilig. Bestimmte Klischees darf der Autor, wie ich finde, zwar durchaus bedienen, doch ich möchte, dass Figuren nicht zu vorhersagbar agieren. Hat der Superheld mit der Alabasterhaut aber einen Fehler, z. B. einen Minderwertigkeitskomplex wegen seiner Fistelstimme, verzeihe ich ihm auch Glutaugen und Waschbrettbrauch. Ähem … wahrscheinlich fände ich diesen Gegensatz sogar so großartig, dass ich das Buch mit nach Hause nähme.
Wie auch immer: Es kann sein, dass der Autor all das Genannte beachtet und ich das Buch trotzdem nicht kaufe. Warum das so ist? Vielleicht hat mir das gewisse Quäntchen Gefühl zu meinem Glück mit dem Buch gefehlt, der magische Moment. Vielleicht ist es auch genau diese Magie, die es so unberechenbar macht, ob ein Buch sich hervorragend oder mäßig verkauft.
Meine All-time-favourites jedenfalls haben für mich diese Magie. Nachdem ich bei diesen Büchern die letzte Seite gelesen hatte, war mir, als hätte ich einen guten Freund verloren. Ich habe mir bei jedem von ihnen gewünscht, es möge niemals enden – und war gleichzeitig begierig auf die Auflösung. Wollt ihr wissen, welche Bücher das für mich waren? Dann verratet mir zuerst die Bücher, die dieses Gefühl bei euch hervorgerufen haben. Ich freue mich drauf!