Seitdem sich Ente und Gans zusammengerottet haben, ist es jedenfalls schwierig, den schmalen Weg zu passieren. Auf der einen Seite versperren einem Zäune den Durchgang, auf der anderen Seite der Fluss. Und in der Mitte das Wegelagerer-Duo.
Nähert man sich dem ungleichen Paar auf wenige Meter, geht es los: Die Gans macht ihren ohnehin langen Hals noch länger, streckt ihn in Richtung des vermeintlichen Eindringlings und zischt. Laut. Gefährlich. Einige Dorfbewohner haben sogar berichtet, scharfe Zähne im Schnabel der Ente entdeckt zu haben, doch ich halte das für eine Legende. Klar ist aber, dass allein das Zischen und die Angriffspose der Gans abschreckende Wirkung zeigen. Nur die Mutigsten (Größten, Stärksten …) wagen sich dann weiter vor. Oder Leute wie ich, die einen Hund haben.
Je näher man der Gans kommt, umso bedrohlicher klingt das Zischen. Zumal der entgegengereckte Hals der Gans wie eine Schlange wirkt, die jederzeit zustoßen kann. Die Zunge im Schnabel der Ente ist zwar nicht gespalten (und Zähne habe ich auch noch nicht gesehen), doch niedlich ist der Anblick nicht. Das letzte Mal, als wir an Gans und Ente vorbei wollten, wurde es selbst dem Hund zu viel. Ich sah ihm an, dass er am liebsten einen großen Bogen gemacht hätte. Was aber unter den gegebenen Umständen natürlich nicht möglich ist.
Also musste ich vorangehen. Den Hund im Schlepptau, der sich eng an meine Beine drückte und sich möglichst klein machte, ging ich zielstrebig auf die Gans zu. Diese breitete ihre Schwingen beschützend über der Ente aus, die das reg- und lautlos über sich ergehen ließ. Währenddessen redete ich auf die Gans ein („Ich tu euch doch nichts, ich will doch nur vorbei, alles ist gut.“) und ging todesmutig weiter. Angst zu zeigen, würde die Sache nur verschlimmern. Dachte ich jedenfalls.
Erst, als wir fast auf gleicher Höhe mit der Gans waren, trat sie einen Schritt zur Seite, zog die Ente mit sich und ließ den Hund und mich passieren. Ihr Hals zeigte jedoch nach wie vor in unsere Richtung, und sie schrie weiter Mord und Brand. Mein Herz rutschte in die Hose. Würde sie noch angreifen?
Zwei schnelle Schritte später befanden wir – der Hund und ich – uns außer Reichweite des Gänsehalses. Ich atmete durch, und auch der Hund gab ein erleichtertes Schnaufen von sich. Die Gans faltete ihre Flügel zusammen, gab die Ente frei und drehte sich demonstrativ von uns fort. So, als wollte sie der Ente mitteilen: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.
Jetzt, außerhalb der Gefahrenzone, rührte mich das Verhalten der Gans. Ihre Drohgebärden dienten anscheinend nur dazu, ihre Freundin, die Ente, zu schützen. Nach überstandener Prüfung sprangen die beiden jedenfalls ins Wasser und schwammen davon. Hinein in den Sonnenuntergang. Beste Freunde für immer.
Das ist ja wohl krass! Enttäuscht bin ich von deinem Hund, der soll sich nicht kleinmachen sondern dir helfen. Ich empfehle dir unseren Kater Ali, winzig mit seinen 4 kg, aber angstfrei und greift alles an was ihm und seinem Revier gefährlich werden kann. Sollen wir mit Ali bei dir vorbeikommen? Ich verspreche dir, du wirst nie wieder von den weißen Watscheltieren belästigt…
Och, ich mag die Watscheltiere ja, vor allem, dass die Gans sich für die Ente verantwortlich fühlt. Und ich mag unseren Hund (der mit Sicherheit auch vor Ali Angst hätte 🙂 ).
[…] Land ganz besonders. Weil man vieles hautnah mitbekommt. So z. B. die Geschichte um Ente und Gans, die besten Freunde für immer. Für immer hieß in diesem Fall leider nur für einige wenige frohe Wochen. Doch ich will nicht […]